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Faszien – das unterschätzte Netzwerk im Körper

Faszien – das unterschätzte Netzwerk im Körper

Faszien durchziehen den Körper als sensibles Netzwerk und beeinflussen Beweglichkeit, Schmerzempfinden und Wohlbefinden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei Rücken-, Gelenk-, Schulterschmerzen, Stress und Fibromyalgie.

Faszien sind feine, netzartige Bindegewebsstrukturen, die den gesamten Körper durchziehen. Sie umhüllen Muskeln, Organe, Nerven und Gefäße – quasi wie ein innerer Ganzkörperanzug. Lange wurden sie von der Medizin kaum beachtet. Doch aktuelle Forschungen zeigen, dass Faszien weit mehr sind als bloße Hüllen.

Faszien spielen eine bedeutende Rolle für Beweglichkeit, Körperwahrnehmung und möglicherweise sogar für unser Wohlbefinden.

Ein Organ mit eigener Dynamik

Faszien bestehen hauptsächlich aus Kollagen- und Elastinfasern sowie einer sogenannten Matrix, die von spezialisierten Zellen wie Fibroblasten und Fasziozyten gebildet wird. Diese Matrix ist durchzogen von einer Art „Gleitmittel“, das es verschiedenen Schichten ermöglicht, mühelos aneinander vorbeizugleiten. Man unterscheidet zwischen oberflächlichen Faszien unter der Haut, tiefen Faszien um Muskeln und Gelenke sowie viszeralen Faszien, die die inneren Organe halten und schützen.

Diese Strukturen sind kein passives Gewebe, sondern hochaktiv: Sie reagieren auf mechanische, hormo-nelle und sogar emotionale Reize. Manche Forscher sprechen inzwischen von einem eigenständigen Organ – vergleichbar mit der Haut als Sinnesorgan.

Faszien als sensibles Sinnesorgan

Der promovierte Humanbiologe und Diplom-Psychologe Faszienforscher Prof. Dr. Robert Schleip bezeichnet das Fasziengewebe als „unser sensorisch reichhaltigstes Organ“. Rund 250 Millionen sensorische Nerven sollen darin eingebettet sein – mehr als in der Haut.

Faszien tragen somit zur Körperwahrnehmung und Bewegungssteuerung bei. Verklebte oder verhärtete Faszien können das Gleichgewicht dieser Prozesse stören. Dies kann zu Einschränkungen in der Beweglichkeit führen und in manchen Fällen mit Schmerzen einhergehen. Untersuchungen zei­gen beispielsweise, dass die Rückenfaszie bei Menschen mit chronischen Rückenschmerzen steifer ist als bei schmerzfreien Personen. In schweren Fällen können sich mehrere Faszienschichten regelrecht „verkleben“, was die Beweglichkeit zusätzlich einschränken kann.

Bewegung ist der Schlüssel

Bewegungsmangel ist ein zentraler Faktor, der Faszien negativ beeinflusst. Bei längerem Ruhigstellen – etwa nach einem Gipsverband – verändert sich die Struktur: Sie verfilzt, verdickt sich und verliert ihre Ordnung. Diese Veränderungen können die Funktion des Gewebes einschränken, insbesondere wenn Nerven oder Muskeln eingeengt werden. Regelmäßige Bewegung hilft, Faszien geschmeidig und elastisch zu halten.
Bereits einfache Übungen wie etwa Dehnen können positive Effekte haben. Studien deuten darauf hin, dass regelmäßiges Dehnen die Faszienstruktur verändert, Entzündungsbotenstoffe beeinflussen und möglicherweise sogar das Herz-Kreislauf-System entlasten kann.

Personen, die über Monate hinweg dehnten, wiesen in einer Studie im Schnitt elastischere Arterien auf. Diese Beobachtung unterstreicht den ganzheitlichen Einfluss von Bewegung auf den Körper.

Faszien und Stress

Nicht nur körperliche Inaktivität beeinflusst die Faszien – auch chronischer emotionaler Stress kann Spuren hinterlassen. Dabei scheint das sympathische Nervensystem – unser „Stressnerv“ – eine Rolle zu spielen. Bestimmte Zellen im Fasziengewebe reagieren auf Stresshormone wie Adrenalin. Nach längerer Belastung können sie Botenstoffe ausschütten, die das Gewebe fester und weniger elastisch machen. Ein Zusammenhang zwischen stressbedingter Faszienveränderung und Erkrankungen wie Fibromyalgie wird diskutiert. Studien zeigen, dass sich Symptome dieser Erkrankung häufig nach besonders belastenden Lebensphasen entwickeln. Gleichzeitig unterscheidet sich die nervliche Versorgung der Faszien bei Betroffenen deutlich von der gesunder Menschen.

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie ist ein chronisches Schmerzsyndrom, bei dem Betroffene über weite Teile des Körpers Schmerzen empfinden – oft verbunden mit Erschöpfung, Schlafproblemen und einer erhöhten Empfindlichkeit auf Berührungen oder Druck. Viele beschreiben es als ein Gefühl, als würde „alles weh tun“, obwohl keine sichtbaren Entzündungen oder Verletzungen vorliegen.

Faszien reagieren auf Hormone

Neben Stress beeinflussen auch Hormone das Fasziengewebe. Östrogene beispielsweise scheinen es elastischer zu machen. Dies erklärt möglicherweise, warum sich bei Frauen in verschiedenen Lebensphasen – etwa während der Schwangerschaft oder in der Menopause – Veränderungen in der Beweglichkeit oder dem Körpergefühl bemerkbar machen können. Insgesamt gelten Faszien als sehr anpassungsfähiges Gewebe, das sich laufend verändert und auf äußere wie innere Reize reagiert.

Sportliche Leistung und Verletzungsprophylaxe

Sportler, die regelmäßig dehnen, haben laut Studien nicht nur eine bessere Beweglichkeit, sondern zeigen auch eine geringere Verletzungsrate. In mehreren Sportarten wurde beobachtet, dass gezieltes Dehnen zur Stabilisierung und Belastbarkeit beiträgt. Dabei geht es nicht um gelegentliches Stretching, sondern um ein regelmäßiges, in das Training integriertes Beweglichkeitsprogramm. Besonders die Belastungsfähigkeit von Sehnen, Bändern sowie auch die von Faszien scheint davon zu profitieren. Zudem kann ein geschmeidiges Fasziennetz die Kraftübertragung verbessern – ein Vorteil, der im Leistungssport zunehmend Beachtung findet.

FAZIT

Faszien sind ein faszinierendes, anpassungsfähiges Gewebe, das weit mehr kann als bisher gedacht. Sie verbinden, stützen, übertragen Kraft – und reagieren auf Bewegung, Stress und Hormone. Wer sich regelmäßig bewegt, achtsam mit seinem Körper umgeht und gezielt dehnt, kann dazu beitragen, dieses feine Netzwerk flexibel und funktionsfähig zu halten.

TIPP FÜR ZU HAUSE: Faszienrollen

Faszienrollen können dabei helfen, das Bindegewebe geschmeidig zu halten und die Durchblutung anzuregen. Durch den mechanischen Druck beim Rollen lassen sich Spannungen im Gewebe lösen und verklebte Faszienschichten können besser gegeneinander gleiten.

Besonders nach dem Sport oder bei längeren Sitzphasen empfinden viele die Anwendung als wohltuend. Wichtig ist jedoch: Langsam, gezielt und nicht zu schmerzhaft rollen – denn zu viel Druck kann das Gewebe auch reizen statt entlasten.

Foto: Fabiano Silva auf Pixabay

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